Nach der Aktion
Wir bereiten uns alle darauf vor, zu den Aktionstagen ins Rheinland zu reisen und denken an den Zeitraum 24. bis 28. August 2017. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass nach jeder Aktion, egal welche Rolle man in ihr gespielt hat, Zeit zur Reflektion bleibt. Dasselbe gilt auch für Ende Gelände: Wenn die Emotionen hochkochen, das Adrenalin durch die Adern pumpt und wir uns danach einfach ausruhen und Schlaf nachholen möchten, uns der Alltag einholt, Artikel für Blogs geschrieben und Debatten über den (politischen) Einfluss der Aktion geführt werden, sollte die Frage nach dem eigenen Befinden nicht vergessen werden.
Ordentliche Nachbesprechungen der Aktion, die sicherstellen, dass wir gut aufeinander und uns aufpassen, sind ein wichtiger Teil des Prozesses! Wir müssen unsere Solidarität auch außerhalb der Grube zeigen! Ganz egal, ob du dich zu den alten Hasen zählst, oder ob du diesen Sommer deine erste Aktion zivilen Ungehorsams erlebt hast, ob du über einen langen Zeitraum bei einer Blockade dabei warst oder das Ganze im Hintergrund unterstützt hast – für jeden ist eine Nachbesprechung wichtig. Wann das geschieht, wird für jede Gruppe unterschiedlich sein. Es kann zum Beispiel nach eurer Rückkehr nach Hause im Rahmen eines Treffens deiner Bezugsgruppe passieren, wo ihr in geschütztem Rahmen eure Erfahrungen während der Aktion besprecht. Bei manchen beginnt der Austausch aber auch schon auf der Rückreise im Bus. Wichtig ist aber, dass ihr euch schon im Vorfeld einen Termin dafür reserviert!
In einer solchen Nachbesprechung geht es nicht darum, mit den eigenen Erlebnissen anzugeben, sondern darum, die Sachen die geschehen sind, zu verarbeiten. Es ist vor allem der Raum, um über eure Emotionen zu sprechen. Wie hast du dich gefühlt und wie war deine Erfahrung? Hast du dich bestärkt, überwältigt oder ziemlich verletzlich gefühlt? Wann genau hast du dich so gefühlt – vor der Aktion, in der Grube, im Polizeikessel oder am Höhepunkt der Aktion? Und warum war das so? War es deine Bezugsgruppe, die Vorbereitung auf die Aktion oder einfach eine Reihe von Zufällen? Wie lief die Kommunikation in deiner Bezugsgruppe und mit deiner Bezugsperson während der Aktion? Und was können du und deine Bezugsgruppe daraus lernen?
Es geht auch darum, eine kollektive Sicht der Dinge zu erreichen. Viele verschiedene Menschen werden viele verschiedene Teile der Aktion erlebt haben. Es ist wichtig, diese Teilaspekte zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Menschen werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Camp eintreffen und verfügen nur über eingeschränkte Informationen über den Verlauf der Aktion. Sammelt und teilt, was ihr wisst, damit sich alle ein umfassenderes Bild machen können.
Ebenso wichtig ist es, die Vorbereitung der Aktion zu evaluieren und die politische Wirkung zu analysieren. Das kann manchmal auch dabei helfen, blaue Flecken und die Schmerzen eines Pfeffersprayeinsatzes zu akzeptieren. Diese Analyse kann Lernprozesse in Gang setzen, kann dazu beitragen, Taktiken und Teilaspekte des Prozesses zu überdenken und gegebenenfalls zu überarbeiten. Hier sind ein paar Vorschläge, welche Themen Teil der Nachbesprechung sein können:
- Vorbereitungen für die Aktion und Trainings auf dem Camp
- Kommunikation im Vorfeld des Camps und im Camp mit der größeren Gruppe/der Bezugsgruppe/der Bezugsperson
- der Einfluss der Aktion auf den Aufbau der Bewegung
- die politische Botschaft und Wirkung
- Rezeption in Presse und Medien
Es ist sehr hilfreich, sich schon VOR der Anreise zur Aktion auf Zeit und Ort für die Nachbesprechung zu einigen und diese Information mit allen Beteiligten zu teilen. Dies können die Menschen sein, die du mobilisiert hast oder alle Mitreisenden in deinem Bus. Bitte weist andere Menschen darauf hin, wie nützlich es sein kann, die Aktion und die eigenen emotionalen Erfahrungen zu besprechen. Ermuntert andere, an solchen Gesprächen teilzunehmen.
Wenn es etwas gibt, das ihr uns mitteilen wollt oder ihr Feedback zu Ende Gelände geben wollt, seid ihr herzlich willkommen, euch an info@ende-gelaende.org (pgp-Key) zu wenden.